Ich habe mich sehr auf das neue Mafia 3 gefreut, schliesslich habe ich bisher jeden Ableger durchgespielt. Angefangen mit dem ersten Mafia, das bereits im Jahr 2002 auf den Markt gekommen ist. Damals habe ich das Spiel noch auf meinem Computer gespielt. Story-technisch konnte mich das Spiel sehr überzeugen. Dann kam im Jahr 2010 der Nachfolger, Mafia 2, auf den Markt. Logischerweise habe ich mir das Spiel sofort zugelegt. Enttäuscht wurde ich auch hier nicht, wobei ich anmerken muss, dass es meiner Meinung nach nicht an den ersten Mafia-Ableger herangekommen ist.
14 Jahre nach dem ersten Mafia-Ableger sind wir nun also bei Mafia 3 angelangt. Kann der Titel die hohen Erwartungen erfüllen? Das beantworten wir euch in unserem ausführlichen Testbericht zum Open-World-Titel!
Willkommen in New Bordeaux
In Mafia 3 verschlägt es uns nach New Bordeaux, eine fiktive Südstaaten-Metropole die New Orleans zum Vorbild nimmt. Zeitlich ist das Spiel in den 60er Jahren angesiedelt, ein Jahrzehnt das durch viel Unruhe geprägt ist. Rassismus ist ein sehr grosses Thema in Mafia 3, das spürt man im Verlaufe des Spiels sehr stark. Beleidigungen und Hetze gegen Schwarze gehören in Mafia 3 zum „guten Umgangston“ dazu. Das Entwickler-Studio Hangar 13 weist beim Start des Spiels sogar explizit daraufhin, distanziert sich aber logischerweise von den Aussagen im Spiel. Dennoch gehören die Beleidigungen und die Hetze gegen die Schwarzen in diesem Jahrzehnt, leider, dazu. Sonst wäre das Spiel alles andere als authentisch.
Lincoln Clay, so der Name des Protagonisten, ist Schwarz und wächst in einem Waisenhaus auf. In seiner Jugendzeit schliesst sich Lincoln dem sogenannten Black Mob von Sammy Robinson an. Später dient der Protagonist der amerikanischen Armee im Vietnam-Krieg. Nach einer intensiven Zeit im Vietnam-Krieg, kehrt dieser am 20. Februar 1968 zurück nach New Bordeaux und letztendlich zu seiner Familie rund um Sammy Robinson. Nach einer ersten rasanten Missionen, die wir hier jetzt nicht spoilern möchten, sieht die Welt von Lincoln Clay komplett anders aus. Die Familie wurde von Sal Marcano, der Big Boss von New Bordeaux, skrupellos getötet. Auch Lincoln hätte um ein Haar nicht überlebt. Ab diesem Zeitpunkt startet der Rachefeldzug von Lincoln Clay – und der wird definitiv blutig!
Die Geschichte von Lincoln Clay wird zudem von einer Art Dokumentation begleitet. In gelungenen Zwischensequenzen sprechen frühere Wegbegleiter oder auch die FBI-Ermittler über Lincoln Clay. In diesen Zwischensequenzen erfahren wir teilweise Sachen, die wir erst zu einem späteren Zeitpunkt spielen werden. Hervorheben möchte ich hier auch die sehr gelungene Darstellung der Gesichter – die Mimik und Gestik kann vollends überzeugen! Ein grosses Lob an die Schauspieler und auch an die deutschen Synchronsprecher, die meiner Meinung nach sehr gute Arbeit geleistet haben.
Von ganz unten bis zu Sal Marcano!
Der Rachefeldzug ist im Prinzip sehr schnell erklärt. Lincoln Clay tötet nicht einfach den Big Boss, was ihm sicherlich auch nicht sehr schwer gefallen wäre, sondern nimmt Sal Marcano alles was dieser aufgebaut hat. Gestartet wird der Rachefeldzug also ganz unten in der Hierarchie. Von da aus arbeitet sich Lincoln Stück für Stück nach oben – bis zum finalen Showdown mit Sal Marcano. Stück für Stück bedeutet letztendlich, dass wir mit Lincoln Clay alle Stadtviertel an uns reissen müssen.
Dies geschieht leider immer nach dem genau gleichen Schema. Das heisst: Lincoln trifft eine Kontaktperson, die Kontaktperson übergibt uns ein paar Standorte wo wir unter anderem einen Informationen ausquetschen können und wo sich beispielsweise Gegenstände befinden, die wir vernichten müssen. Haben wir eine vorgeschriebene Schadensumme erreicht, tritt der Boss des jeweiligen Viertels höchstpersönlich auf. Bei den Bossen hat man als Spieler die Wahl, ob wir ihn töten oder verschonen wollen. Töten wir ihn, erhalten wir direkt eine Summe auf unser Konto ausbezahlt, verschonen wir ihn, erhalten wir eine höhere Summe im Verlaufe des Spiels – also nicht umgehend. Sind die Bosse im Viertel getötet, machen wir dann die Bekanntschaft mit höher gestellten Mafiosos.
Dieses System mag zu Beginn noch abwechslungsreich sein, aber spätestens nach den ersten paar Vierteln, kehrt eine nicht wirklich spannende Routine ein. Wir hätten uns hier definitiv etwas mehr Abwechslung gewünscht. Bis wir Sal Marcano gegenüber stehen, vergehen übrigens ca. 30 Stunden Spielzeit. Insgesamt darf man sich auf eine Spielzeit zwischen 30 und 40 Stunden einstellen.
Lincoln Clay und die drei Partner – inkl. altbekanntem Gesicht
Den Rachefeldzug kann Lincoln Clay aber nicht ganz alleine durchziehen. Im Verlaufe des Spiels geht Lincoln deshalb Partnerschaften mit anderen dubiosen Gestalten ein. Eine dieser Gestalten ist ein altbekanntes Gesicht namens Vito Scaletta. Ganz genau, wer bereits den Vorgänger gespielt hat, wird diesen Herren sehr gut kennen. Für alle die den Vorgänger nicht gespielt haben: Vito Scaletta war der Protagonist in Mafia 2.
Die Viertel die wir eingenommen haben, können wir nicht selbstständig verteidigen und verwalten. Hier kommen unsere „geselligen“ Partner ins Spiel. Jedes Viertel können wir einem der drei Partner zuweisen. Natürlich hat jeder Partner die Erwartungshaltung, dass er alle Viertel erhalten sollte. Vergeben wir ein Viertel an einen Partner, erhalten wir als Dank spezielle Boni. Auf diese Boni sind wir im Spiel aber nicht wirklich angewiesen, weshalb ich bei der Vergabe der Viertel immer abgewechselt habe. Irgendwelche Konsequenzen hat dies nicht zur Folge, obwohl uns die drei Partner genau das androhen.
Unserer Meinung nach haben die Entwickler hier sehr viel Potenzial vergeben. Es wäre durchaus interessant gewesen, wenn die Partner dieses Spiel nicht mitgemacht hätten und wir mit ernsthaften Konsequenzen rechnen müssten. So gesehen, müssen wir uns nur doofe Sprüche von den Partnern gefallen lassen – mehr nicht.
Die Fahrzeuge – Arcade oder Simulation?
Ein paar Zeilen möchte ich noch den Fahrzeugen widmen. Eins vorweg, in den Einstellungen habt ihr die Möglichkeit das Fahrgefühl anzupassen. Entweder man entscheidet sich für ein arcadelastiges oder eher ein simulationslastiges Fahrgefühl. Ich persönlich habe auf das arcadelastige Fahrgefühl gesetzt. Die Fahrzeuge lassen sich damit recht gut steuern – egal ob wir mit einer Rennbolide oder einem Offroader unterwegs sind.
Eine Innenansicht der Fahrzeuge gibt es leider nicht. Dies hätte ich persönlich doch sehr begrüsst, schliesslich sprechen wir von Fahrzeugen aus den 60er Jahren – ja die hatten alle noch sehr viel Stil und in der Regel ein sehr schönes Interieur. Immerhin darf man sich auf einen sehr guten Soundtrack mit vielen Hits der 60er Jahren freuen!
Die Macken von Mafia 3
Leider sind wir in Mafia 3 auch auf zahlreiche Macken gestossen, die so nicht sein dürften. Fangen wir mit der KI unserer Gegner an. Ja, die KI ist nicht wirklich berauschend. Mit Pfeifen können wir die Gegner anlocken, einen nach dem anderen. Heisst, wenn zwei Gegner miteinander diskutieren, können wir effektiv einen nach dem anderen ins Jenseits befördern. Sie kommen nicht zu zweit auf uns zu, sondern jeder einzeln – unlogisch. Auch wenn ein Passant das Geschehene mitbekommt und wie wild in der Gegend herumrennt, interessiert das die Gegner überhaupt nicht. Schon komisch, oder? Immerhin, haben sie uns mal entdeckt, versuchen sie zumindest die Deckung optimal zu nutzen.
Doch nicht nur die KI hat so seine Macken, auch was die optische Darstellung angeht gibt es leider ein paar Kritikpunkte. Der grösste Kritikpunkt dürfte die sehr eingeschränkte Sichtweite sein. Urplötzlich taucht auf der Strasse ein Fahrzeug auf, obwohl dieses zuvor nirgends zu sehen war. Dann hatten wir beim Betreten von Gebäuden immer wieder das Problem, dass die Umgebung einfach viel zu dunkel dargestellt wurde. Auffallend ist zudem das unlogische ändern der Tageszeit. Teilweise änderte sich die Tageszeit gefühlt im Minutentakt – ein grober Schnitzer, wie wir finden.
Ein weiterer Punkt ist die Open-World an sich. Mafia 3 bietet wirklich sehr abwechslungsreich gestaltete Quartiere und kommt somit authentisch daher. Doch im Vergleich zu GTA 5 ist einfach nicht wirklich viel los. Neben den Missionen und den paar Zusatzmissionen, gibt es in New Bordeaux nicht viel zu erleben. Zwar können wir hier und da noch ein paar Rechtsextreme verprügeln, sonst gibt es aber keine zusätzlichen Missionen oder Herausforderungen. Schade…